Das exquisite Label für klassische Musik
Komponist: Giacomo Puccini, Richard Strauss, Piotr Tschaikowski, Stefan Potzmann
Interpret(en): ensemble minui
Aufnahme: 15-17.6.2021
Qualität: DSD
EAN: 4260052383308
Bestell-Nr.: ARS 38330
Spieldauer: 54:50
Veröffentlicht: 01.02.2022
Giacomo Puccini / arr. Stefan Potzmann
La Bohème Nonett
1 Largo sostenuto 2:24
2 Andantino Affettuoso 4:28
3 Allegro 1:57
4 Andantino 3:55
5 Allegretto giocoso 2:51
6 Allegro moderato 3:26
7 Tempo di valzer lento 2:53
Richard Strauss / arr. Stefan Potzmann
Elektra Nonett
8 Maestro 4:38
9 Sehr lebhaft 1:53
10 Stets sehr bewegt, doch etwas ruhig beginnen 3:06
Piotr Tschaikowski / arr. Stefan Potzmann
Eugen Onegin Nonett
11 Andante mosso – Allegro moderato 3:20
12 Andante 3:06
13 Allegro moderato – Andante non tanto 3:45
14 Tempo di valse 5:34
15 Moderato – Andante 3:47
16 Tempo di mazurka – Allegro vivo 2:44
Angesiedelt zwischen Kammermusik und Orchester, widmet sich das in Kärnten beheimatete ensemble minui seit seiner Gründung 2016 mit Eleganz und Raffinesse den musikalischen Möglichkeiten für großes Kammermusikensemble. Standen anfangs noch einfache Reduktionen großer Orchesterwerke am Programm, so wurde nach und nach die Opernmusik zur großen Leidenschaft des ensemble minui. In den Arrangements des Klarinettisten Stefan Potzmann bieten die neun wandlungsfähigen Orchestermusiker den Zuhörern mit ihrer zweiten CD Einspielung stilvoll neue Perspektiven auf drei groß besetzte Opernwerke, reduziert auf das für sie Wesentliche: die Musik!
Eine italienische Oper aus dem Jahre 1896, ein deutsches expressionistisches Musikdrama aus dem Jahre 1909 und eine russische Oper aus dem Jahre 1877 – auf den ersten Blick haben die im neuen Album des ensemble minui versammelten Werke La Bohème, Elektra und Eugen Onegin wenig gemeinsam (abgesehen von ihrer seit ihren Uraufführungen ungebrochenen Beliebtheit beim Opernpublikum). Doch immer, wenn man mehrere Kunstwerke, die vermeintlich wenig gemeinsam haben, nebeneinanderstellt, treten sie miteinander in einen Dialog und erscheinen plötzlich geschwisterlich aufeinander bezogen, als hätten ihre Schöpfer bei der Komposition ihres Werkes an das jeweils andere gedacht. So erweisen sich bei genauerem Hinsehen auch die drei in Rede stehenden Opern als ein Triptychon, in dessen Zentrum La Bohème von Giacomo Puccini steht. La Bohème und Elektra sind verbunden durch ihre Entstehungszeit. Obwohl zwischen den Uraufführungen beider Werke 13 Jahre liegen, gehören sie doch der künstlerischen Epoche des Fin de Siècle an, deren Lust am Verfall in beiden Opern, wenn auch auf denkbar unterschiedliche Weise, pulsiert: in Elektra brachial, ja gewaltsam die Extreme suchend, in La Bohème unter der Maske von Heiterkeit und komödienhafter Leichtigkeit. La Bohème und Eugen Onegin dagegen stehen sich durch ihr gemeinsames Sujet nahe. Beide Opern setzen sich mit dem Leben und den (Liebes)Problemen junger Menschen auseinander und erheben den Anspruch, diese realistisch darzustellen. Es entspricht der Zweifelhaftigkeit, die dem Begriff des Realismus angesichts der grundsätzlich höchst artifiziellen Kunstform Oper innewohnt, dass Puccini und Tschaikowski dabei auch sehr unterschiedliche Strategien verfolgen. Für ersteren bedeutet „Realismus“ das schonungslose Offenlegen sozialen Elends, aber auch eines schier übermenschlichen Lebensmutes und kleinlichen Streit überwindender Freundschaft, während sich Tschaikowski mehr mit der inneren Realität der Gefühlswelten seiner Figuren befasst, die als Angehörige des russischen Landadels keinerlei materielle Sorgen erleiden müssen – und dennoch in existenzielle Nöte geraten.