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"BOULANGER TRIO – Piano Trios: Clara Schumann, Robert Schumann, Wolfgang Rihm"

Komponist: Clara Schumann, Robert Schumann, Wolfgang Rihm

Interpret(en): BOULANGER TRIO, Karla Haltenwanger, Birgit Erz, Ilona Kindt

Aufnahme: März 2008

Qualität: DSD

EAN: 4260052380482

Bestell-Nr.: ARS 38 048

Spieldauer: 66:23

Veröffentlicht: 01.06.2009


Als wir zu Jahresbeginn 2006 das Programm unseres ersten gemeinsamen Konzerts als Klaviertrio erarbeiteten, zog uns Wolfgang Rihms Fremde Szene III gleich in ihren Bann – und wir wuchsen schnell durch die Intensität der Arbeit an diesem Werk zusammen, das bereits im Titel auf Robert Schumann und inhaltlich auf sein letztes Klaviertrio verweist. So lag es nahe, das Trio Rihms bei der Programmgestaltung mit Robert Schumanns op.110 zu verbinden, zumal die Komplexität und Vielschichtigkeit beider Werke gleichermaßen faszinierend ist. Mit Robert Schumann untrennbar verbunden ist Clara Schumann, die wir mit ihrem Klaviertrio g-Moll op.17 musikalisch an die Seite ihres Mannes stellen.
Neben den persönlichen Bezügen zwischen den Komponisten gefiel uns an dieser Werkzusammenstellung besonders, dass nicht nur das kompositorische Konzept, sondern auch die Rolle der einzelnen  Instrumente innerhalb der Werke sehr unterschiedliche Stilrichtungen der Trioliteratur repräsentieren.[...]
Boulanger Trio und Mathieu Kuttler


Clara Schumann (1819–1896)
Trio g-Moll op.17 (1846)
    1    Allegro moderato
    2    Tempo di Menuetto
    3    Andante
    4    Allegretto


Robert Schumann (1810–1856)
Trio g-Moll op.110 (1852)
    5    Bewegt, doch nicht zu rasch
    6    Ziemlich langsam
    7    Rasch
    8    Kräftig, mit Humor


Wolfgang Rihm (*1952)
    9    Fremde Szene III (1983/84)



BOULANGER TRIO:
Karla Haltenwanger, Klavier
Birgit Erz, Violine
Ilona Kindt, Violoncello 

Tipps

Rezensionen
Redaktion Klassik.com
Interpretation: 4 Sterne
Klangqualität: 4 Sterne
Repertoirewert: 5 Sterne
Booklet: 4 Sterne

Tobias Pfleger von klassik.com schrieb am 17.01.2009 Folgendes über diese Cd:
"Gelungener Brückenschlag

Schlägt man das Booklet vorliegender Einspielung des Boulanger Trios, einer Neuerscheinung aus dem Hause Ars Produktion, auf, so sind dort die lobenden Worte Wolfgang Rihms zu lesen: „So interpretiert zu werden, ist wohl für jeden Komponisten ein Wunschtraum.“ Die Vorschusslorbeeren des Komponisten lassen freilich die Erwartungen des Hörers an das Boulanger Trio in die Höhe schnellen. Denn könnte man Rihms Aussage wohl auch dem Ehepaar Schumann nachträglich und guten Gewissens in den Mund legen?
Man kann. Denn den drei Frauen des Boulanger Trios gelingt mit der Aufnahme der g-Moll-Trios von Clara bzw. Robert Schumann und Wolfgang Rihms „Fremde Szene III“ ein Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart, der als höchst gelungen bezeichnet zu werden verdient. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die Verbindung von alter Musik und Moderne nicht selten bemüht und unangenehm angestrengt wirkt. Hier aber treten die Verknüpfungen zwischen Schumann und Rihm offen zutage (auch wenn diese, so meine Hörempfindung, über einen, unsicht- bzw. unhörbaren ‚dritten Mann’ verläuft).

Drei verschiedene Musiziergesten

Eines der faszinierendsten Momente der Einspielung des Boulanger Trios liegt darin, dass die drei Musikerinnen für jedes der drei aufgenommenen Klaviertrios einen eigenen Musiziergestus kultivieren. Wie von den Musikerinnen im angenehm persönlich gehaltenen Booklettext angeführt, richtet sich Clara Schumanns g-Moll-Trio op. 17 aus dem Jahr 1846 noch an ein Publikum (gehobener) Hausmusik. Wenn auch die Anforderungen an jede einzelne Stimme nicht als gering zu bezeichnen sind, so bewegt sich doch die expressive Amplitude dieses Trios in dem für das bürgerliche Musizieren im häuslichen Kreis angemessenen Rahmen.

Karla Haltenwanger (Klavier), Birgit Erz (Violine) und Ilona Kildt (Violoncello) tun folglich gut daran, Clara Schumanns Trio nicht mit üppiger Expressivität zu überlasten. Dennoch ist die klangliche Realsierung des Boulanger Trios sehr abwechslungsreich, voller feiner Nuancen (vor allem in der Klangfarbengestaltung der Streicher) und von hoher Subtilität in der Abstimmung der Einzelstimmen. Wie im ersten Satz das Klavier mal Hintergrundflächen malt, mal prägnant sich in den Vordergrund spielt und dann wieder abtaucht, ist große kammermusikalische Interaktion. Und dass selbst im Rahmen häuslicher Musikpflege durchaus dunkle Untertöne mit lyrischen Inseln abwechseln können, Kontraste auftreten dürfen, scharfe Konturen heraustreten können, zeigen die drei Musikerinnen auf überzeugende Weise, vor allem in den Ecksätzen.

Erheblich geweitet wird die expressive Amplitude dann in Robert Schumanns spätem g-Moll-Trio op. 110 aus dem Jahr 1852. Das Boulanger Trio schlägt hier einen ganz anderen Ton an, eine viel stärker nach außen gewendete Haltung. Vor allem die intrikate Abstimmung der Einzelstimmen gelingt den Musikerinnen auf sehr anregende Weise. Feine dynamische Abstufungen, manche Flexibilität in der Tempogestaltung und farbliche Differenzierung schaffen eine ausdrucksvolle Realisierung der Schumannschen Kleinteiligkeit, bei der man stets den Eindruck hat, ihm falle, da er einen Takt geschrieben hat, zu diesem gleich wieder Neues ein, das dann wiederum Neues zeugt usw. Das Reihende wird durch wiederkehrende Motivik oder Allusionen immer an der Leine geführt, um nicht allzu weit wegzustreunen. Und doch gibt es zahlreiche Stimmungsumbrüche, Wegänderungen, Ausreißversuche, zumal in dieser beeindruckenden Interpretation des Boulanger Trios. Besonders überzeugend gelingt die Ensemblekommunikation und –abstimmung, die das Ideal kontinuierlicher höchster Transparenz zugunsten einer (in jeder Satzphase überzeugenden) Hierarchisierung der Einzelstimmen zurückdrängt.

Noch ausgeprägter wird die Espressivo-Haltung des Trios dann in Wolfgang Rihms „Fremde Szene III“ mit ihren Anspielungen auf Robert Schumann. Die drei Musikerinnen werden dabei jedem Element des Stücks gerecht: Dem traumhaft-schwegenden der Flageolett-Klänge, dem musikantisch rhythmisch Polternden, den zackigen, dissonanten Gesten. Gerade im Mittelteil scheint die Verbindungslinie von Schumann zu Rihm über die Zwischenstation Schostakowitsch zu verlaufen. Nicht wenig erinnert die Kontrastierung von abgrundtiefer Klage und (hoch ambivalenter) stürmischer Bewegung an Schostakowitschs zweites Trio op. 67. Von den drei Musikerinnen des Boulanger Trios werden die verschiedenen Stimmungen bestens eingefangen, oftmals nicht nur hart gegeneinander gestellt, sondern übereinander geschichtet.

Klanglich werden alle Feinheiten Clara Schumanns bis zu den Eruptionen Rihms sehr gut abgebildet. Die Realisierung hält die Waage zwischen direkter, einzelstimmenbetonter Klangabnahme und rundem Ensembleklang. Insgesamt also eine vollauf überzeugende Einspielung."
 
WDR 3-TonArt
Patrick Hahn stellte diese Cd beim WDR am 02.07.2009 folgendermaßen vor:
"Boulanger Trio – zwei neue CDs

Wenn in diesem Jahr das Wort „Klaviertrio“ fällt, so purzeln meist gleich danach auch noch die Worte „Haydn“ und „Erfinder“. Nichts davon auf den beiden CD-Neuerscheinungen, mit dem nun ein junges und rein weibliches Klaviertrio mit Nachdruck auf sich aufmerksam macht. Erst 2006 gegründet, wurde das Trio bereits mehrfach mit Preisen bedacht und debütierte bereits in der Berliner Philharmonie, der Cité de la Musique in Paris und der Wigmore Hall in London. Die beiden CDs führen nach Frankreich auf den Spuren der Namensgeberin des Trios Lili Boulanger und von Clara Schumann bis in die Gegenwart. [...]
„So interpretiert zu werden, ist wohl für jeden Komponisten ein Wunschtraum“, schrieb Wolfgang Rihm dem Trio in einem Brief. Diese Adelung darf es nun mit Stolz auf die erste Bookletseite einer der beiden CDs schreiben, die nun kurz nacheinander beim Label Ars Produktion erschienen sind. Darauf kann man dann auch gleich nachhören, was Wolfgang Rihm an den Annäherungen an das Klaviertrio von Robert Schumann faszinierte, denn das Boulanger Trio kombinierte die Fremde Szene mit Trios von Robert und Clara Schumann.
Damit zeichnen die Musikerinnen in groben Zügen auch eine Skizze von der Entwicklung des Klaviertrios. Clara Schumanns Trio ist noch geprägt vom Geist des bürgerlichen Salons mit dem das Klaviertrio untrennbar verknüpft ist – also jener Sphäre, die häufig verächtlich mit dem geringschätzigen Wort von der „Musikpflege höherer Töchter“ und der Karriere musikalischer Betulichkeitsformen wie Albumblatt oder Charakterstück in Verbindung gebracht wird. In Clara Schumanns Trio kommt dies im geselligen Ton zum Ausdruck – Kammermusik, noch wirklich für das Musikzimmer.
Bei Robert Schumann spürt man den Drang, aus der Kammer auszubrechen – das Trio strebt in den Konzertsaal, wo es auch vor Schroffheiten nicht zurückschreckt.
Zugleich verleiht Robert Schumann den Stimmen jene Eigenständigkeit und Unabhängigkeit, die im Klaviertrio häufig nur dem namengebenden Tasteninstrument zugestanden war. Und die es erlaubt, die Qualitäten der drei jungen Musikerinnen in jeder Hinsicht schätzen zu lernen.

[...] CD mit französischen Klaviertrios, auf der neben Musik von Gabriel Fauré und Camille Saint-Saens Werke der namensgebenden Komponistin und Dirigentin Lili Boulanger zu hören sind.
Gemeinsam mit ihrer Schwester Nadia zählt Lili Boulanger zu den herausragenden Musikerinnenpersönlichkeiten des beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts. Als Vorbilder sind sie prädestiniert für dieses weibliche Trio, dessen Stimme man in den kommenden Jahren sicher nicht nur in Kammermusiksälen häufiger zu hören bekommt, dafür werden auch die beiden neu erschienenen Tonträger sorgen."
 
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