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"Forgotten Treasures, Vol. 8 | Sigismund Neukomm"

Komponist: Sigismund Neukomm

Interpret(en): Marianne Beate Kielland, Riko Fukuda, Kölner Akademie, Michael Alexander Willens

Aufnahme: 04.-06.01.2008

Qualität: DSD

EAN: 4260052380307

Bestell-Nr.: ARS 38 030

Spieldauer: 68:21

Veröffentlicht: 01.10.2008


Zu  Lebzeiten verehrt – heute vergessen

Kaum ein Komponist zu Beginn des  19. Jahrhunderts hat so viele ehrenvolle Kompositionsaufträge zu festlichen  staatlichen oder gesellschaftlichen Anlässen erhalten wie der gebürtige  Salzburger Sigismund Neukomm. Im zeitlichen Zusammenhang mit dem Wiener  Kongress 1814/15 war er es (und nicht etwa Beethoven), der 1815 beauftragt  wurde, das Requiem zum Gedenken des 1793 auf dem Schafott hingerichteten  Königs Ludwig XVI. zu komponieren. Neukomm (und nicht etwa Cherubini) war  ebenfalls der Verfasser des Te Deum, das 1814 in Notre Dame von Paris beim  festlichen Einzug von König Ludwig XVIII. erklang. Nach dem Tod von Jan  Ladislav Dussek (1760-1812) stand Neukomm als dessen Nachfolger bis 1838 in  Diensten des Fürsten von Talleyrand. Neukomm ist wohl auch einer der ersten  Komponisten, die interkontinental tätig waren: 1816 reiste er nach Rio de  Janeiro, um am Hofe des portugiesischen Königs Johann VI., der als Regent 1807  vor den Truppen Napoleons nach Brasilien geflüchtet war, für die nächsten fünf  Jahre als Klavierlehrer zur Verfügung zu stehen; er lebte, wie er es selbst in  seiner „Autobiographischen Skizze“ von 1853 ausdrückt, „inmitten der  königlichen Familie“. Auch später blieb sein Ruf ungebrochen: Er komponierte  Oratorien für Musikfeste in England, deren Aufführung er selbst leitete, sowie  ein Te Deum und eine Messe zu Feiern des Gutenbergfestes in Mainz. 1842  schließlich hielt Neukomm die Ansprache zur Enthüllung des Mozart-Denkmals in  Salzburg, er dirigierte dort dessen Krönungsmesse und Requiem. In seinem reich  bewegten Leben schloss er Freundschaft mit vielen bedeutenden Zeitgenossen,  etwa mit Cherubini, Choron, Moscheles, Cavaillé-Coll, Grétry, Dussek, Chopin,  Beethoven, Czerny, Mendelssohn und Fétis. Neukomm wurde etliche Male gebeten,  Orgelkonzerte zu geben, die ausschließlich aus Serien von Improvisationen  bestanden – er war nicht nur als Komponist und Dirigent, sondern auch als  talentierter Organist berühmt.
Heute erinnert man sich, wenn überhaupt, an  Sigismund Neukomm als einen der letzten Schüler Joseph Haydns. Im besten Fall  wird er als sogenannter „Kleinmeister“ etikettiert, dessen Werk jedoch  gegenwärtig eine neue Renaissance erfährt. Es gibt auch bis heute zu wenig  Notenausgaben und Tonträger-Aufnahmen, um sich ein Urteil über Neukomms  Gesamtwerk erlauben zu dürfen. Dass er ein äußerst produktiver Komponist war,  wird man aber nicht bestreiten wollen: Sein selbstverfasstes Werkverzeichnis,  das bei weitem nicht vollständig ist, zählt 1.265 Werknummern.


Musik auf historischen Instrumenten
Sigismund Neukomm  (1778-1858)

Fantasie c-moll für großes Orchester op.  11 (1806)
1    Adagio-Allegro

Scena composta per la Signora Hunnius  (1804)
2    Misera, dove son!

Grand concerto pour le piano-forte C-Dur op. 12  (1804)
3    Largo maestoso - Allegro  non troppo
4     Larghetto espressivo assai
5    Allegro  assai
    
6    Arianna a Naxos: Cantata a voce sola del  Sig. J. Haydn (1808)     


Marianne Beate Kielland, Mezzosopran
Riko Fukuda,  Hammerklavier
Kölner Akademie
Michael Alexander Willens 
Tipps

Rezensionen
Redaktion Klassik.com
Interpretation: 4 Sterne
Klangqualität: 5 Sterne
Repertoirewert: 5 Sterne
Booklet: 4 Sterne

Christian Vitalis von klassik.com schrieb am 30.10.2008 Folgendes über diese Cd:
"Kleiner aber feiner Einblick
Das Label Ars Produktion hat in der verdienstvollen Reihe ‚Forgotten Treasures’ mit der auf historischen Instrumenten agierenden Kölner Akademie bereits erstaunliche Schätze gehoben. Für Abwechslung ist gesorgt: Mal steht ein Instrument im Mittelpunkt, wie etwa in der Folge ‚Wiener Kontrabasskonzerte’, mal ist es ein (unbekannter) Komponist, der mit verschiedenen Werken porträtiert wird – darunter Namen wie Johann Wilhelm Wilms oder Bernhard Romberg. Die achte Folge setzt die Komponistenreihe fort und wendet sich Sigismund Ritter von Neukomm (1778-1858) zu, einem Schüler Michael und Joseph Haydns, der nicht nur durch ein immenses Oeuvre, das zum Großteil bislang weder editorisch noch diskographisch erschlossen ist, als auch durch seine Eigenschaft als Diplomat und Kosmopolit – Neukomm lebte in Paris, St. Petersburg und Brasilien – auffällt.

Drei Werke und eine Instrumentierung
Drei Kompositionen Neukomms sind auf der vorliegenden SACD vereint: Die einsätzige Fantasie c-Moll op. 11 für Orchester, das Klavierkonzert C-Dur op. 12 und die ‚Scena composta per la Signora Hunnius’ auf einen Text des unverwüstlichen Metastasio. Als Ergänzung findet sich eine Instrumentierung von Joseph Haydns Kantate ‚Arianna a Naxos’, die Neukomm wohl auf Bitten des Komponisten vorgenommen hat. Gemeinsam ist den Werken, dass sie recht zeitnah (1804-1808) entstanden sind – dementsprechend sind die Stücke dann auch unter dem Begriff ‚Frühwerke’ zusammengefasst. Alle Kompositionen verdienen Aufmerksamkeit; insbesondere die Fantasie und das Klavierkonzert weisen einige Besonderheiten auf, die von einem Vielschreiber, der bloß im Fahrwasser der Wiener Klassik mitschwamm, nicht zu erwarten wären. An erster Stelle ist die formale Bedeutung des – in beiden Stücken über eine schlichte Einleitung hinausgehenden – langsamen Eröffnungsteils zu nennen. Im Versuch, ein sinfonisches Werk in einem Satz zusammenzufassen, kann Neukomm sogar als Vordenker gelten. Reizvoll ist auch Neukomms Instrumentierungskunst, die zahlreiche dankbare Soli vorsieht; auch Haydns Kantate hat er sehr geschickt und wirkungsvoll in ein instrumentales Gewand gekleidet.

Guten Ruf bestätigt (I)
In den vorausgegangenen Folgen hat sich die – auch im vorliegenden Fall von Michael Alexander Willens geleitete – Kölner Akademie den Ruf erworben, hochmotiviert bei der Sache zu sein und Interpretationen großer Klarheit und Transparenz zu bieten. Das lässt sich auf die Neukomm-Einspielung bedenkenlos übertragen; Feuer und Musizierlust gehen mit dem rauen Klang der Originalinstrumente eine überzeugende Synthese ein. Zusammenspiel und Technik sind dabei auf hohem Niveau, frische Tempi, kluge Phrasierung und markante Blechbläserakzente halten die Musik stets im Fluss und sorgen für klare Konturen. Auch die beiden Solistinnen sind eine glückliche Wahl: Die Pinaistin Riko Fukuda ist eine Expertin in Sachen historischer Hammerflügel und brilliert durch herausragende Geläufigkeit, gleichmäßigen Anschlag und große Musikalität. Sehr klar und verständlich artikuliert die Mezzosopranistin Marianne Beate Kielland (die einzige beteiligte Sängerin) mit wohlklingender Stimme die italienischen Texte; darüber hinaus weist auch sie ein weites Spektrum an musikalischem Ausdruck auf.

Guten Ruf bestätigt (II)
Insbesondere die Aufnahmequalität wurde bei den Vorgängerproduktion der ‚Forgotten treasures’ gelobt; das ist auch im vorliegenden Falle angebracht. Insbesondere im Mehrkanalmodus lässt die im Januar 2008 in Wuppertal entstandene Aufnahme keine Wünsche offen. Besonders hervorzuheben ist – bei mustergültiger Transparenz und Tiefenstaffelung – die absolut authentische Balance; hier wurde nichts zu Gunsten der Solistinnen künstlich an- oder hervorgehoben. Ein Lob hat auch das wieder einmal recht voluminöse Booklet verdient, das neben ausführlichen Texten auch zahlreiche Fotos und sämtliche vertonte Texte enthält. [...]"
 
www.klassik-heute.com
Sixtus König schrieb bei klassik-heute.de am 19.11.2008 Folgendes über diese Cd:
"Der 1778 in Salzburg geborene Sigismund Ritter von Neukomm war einer der berühmtesten Komponisten seiner Zeit. Wenn es um die Erteilung von Kompositionsaufträgen für repräsentative Anlässe ging, war der im Dienste des Fürsten von Talleyrand stehende Musiker erste Wahl. Sein selbstverfasstes Werkverzeichnis umfasst mehr als 1200 Nummern. Neukomm war zunächst Schüler von Michael, anschließend von Joseph Haydn. Von 1804 bis 1808 wirkte er als Kapellmeister in St. Petersburg, 1810 ließ er sich in Paris nieder. Er war äußerst reisefreudig – fünf Jahre lebte er in Rio de Janeiro am Hof des portugiesischen Königs, später bereiste er Italien, die Schweiz, die Niederlande, England und Nordafrika. Neukomm starb 1858 in Paris, und sein Schaffen (in seiner zweiten Lebenshälfte überwiegend geistliche Musik) geriet bald in Vergessenheit.

Dass man dem Komponisten Unrecht tut, wenn man ihn nur als konservativen Kleinmeister abtut, beweist die vorliegende Veröffentlichung, deren Werke alle während Neukomms frühen Jahren in Wien und St. Petersburg entstanden. In dieser Zeit kreierte er den „Versuch eines neuen Genres“: die einsätzige Fantasie für Orchester, einen Vorläufer der Sinfonischen Dichtung. Die der Entstehung nach erste seiner fünf Orchesterfantasien wurde hier eingespielt, ein knapp viertelstündiges Werk, das sich in ein Adagio in A-B-A‘-Form und ein an die Sonaten-Hauptsatz-Form angelehntes Allegro mit anschließendem Fugato gliedert. Neukomms Einfallsreichtum ist hier ebenso verblüffend wie in der dramatischen Gesangsszene für die Sängerin Hunnius (nach dem auch von Mozart vertonten Text „Misera! Dove son“ von Metastasio), die ein obligates Englischhorn verwendet.

Das dreisätzige „Große Konzert“ für Klavier und Orchester entstand in Wien, vielleicht noch unter Aufsicht Haydns. Auch hier geht der Komponist eigene Wege, wenn er dem Allegro des Kopfsatzes eine langsame Einleitung voranstellt, an der sich Orchester und Klavier mit unterschiedlichen Themen beteiligen.

Die Kantate Ariadne auf Naxos ist ein Werk Joseph Haydns, ursprünglich für Solostimme und Klavier komponiert. 1791 wurde sie in London gedruckt und Haydn versprach dem Verleger, auch eine Orchesterfassung anzufertigen, wozu es jedoch nie kam. Möglicherweise auf Haydns Wunsch hin orchestrierte sein Schüler das Werk 1808 in Wien, wobei besonders die wirkungsvolle Einbeziehung solistischer Holzbläser auffällt.

Die CD gibt einen imponierenden Eindruck von der Arbeit Neukomms, den man gerne – auch durch Werke aus anderen Schaffensperioden – vertiefen möchte. [...] Größter Aktivposten ist der angenehm runde, geschmeidige Mezzosopran von Marianne Beate Kielland, die auch in der musikalischen Gestaltung die Zwischentöne findet [...]"
 
Fanfare Magazine July/Aug 2009
James Reel schrieb im Fanfare Magazine Folgendes über diese Cd:
"This is Volume 8 in a series called “Forgotten Treasures.” I think “treasures” overstates the case, but this music by Sigismund Neukomm, a much longer-lived contemporary of Beethoven, should interest devotees of the period’s second-rank composers.
Neukomm, a Salzburg native, was sufficiently esteemed—or a sufficiently safe bet—that he, rather than Beethoven, was commissioned to compose the Requiem for Louis XVI in 1815. As music director for Prince Talleyrand, Neukomm mingled with leading political figures as well as noted musicians of the first half of the 19th century. Like Milhaud a century later, he passed a few years in Brazil and was probably too prolific for his own good. His incomplete work list includes 1,265 compositions, the bulk of which, after his return from Brazil in 1821, were sacred works, including nearly 50 masses and requiems. The present disc, however, focuses on the early, more secular period of Neukomm’s career, featuring items written between 1804 and 1808.
The program leads off rather inauspiciously with an orchestral fantasy from 1806, an overlong Adagio followed by an Allegro in sonata form. This music is still very much in the Haydn-Mozart tradition, but Neukomm makes lavish use, by the standards of the period, of the woodwinds, and includes several interesting solos along the way. There’s not much energy in the Allegro, for which the performers seem as much to blame as the composer; perhaps a more dramatic rendition could raise this music to the level of Cherubini.
The Scena composta per la Signora Hunnius was apparently written for the wife of Neukomm’s opera librettist in 1804. The text, extracted from the full-length libretto Ezio, is by the ubiquitous Metastasio, and is also the basis of Mozart’s K 369; not surprisingly, Neukomm’s treatment evokes Mozart’s concert arias. This score benefits from more passionate orchestral playing, and lovely singing from Marianne Beate Kielland, whose only flaw is a tendency to lose volume as the melodic line loses altitude.
The big work here is the op. 12 Piano Concerto, also from 1804. Rather like Dohnányi’s much later Variations on a Nursery Tune, a heavy, portentous orchestral introduction gives way to what initially seems like an inconsequential piano solo, in this case frilly parlor material. The contrast, though not always so severe, continues through the ensuing exchanges, as if the orchestra were trying to drag the reluctant, genteel fortepiano into the Romantic age. The remaining movements feature the soloist in the ornamental style of the period, but without benefit of truly distinctive melodies; Hummel and even Dussek could do better than this.
Neukomm was Haydn’s last pupil, and the final selection on this disc is Neukomm’s orchestration of Haydn’s solo cantata Arianna a Naxos. (In praise of this effort, let us sing the chorale “Neukomm, der Haydn Heiland.”) The ex-student does a good job expanding his master’s piano score, adding some interesting woodwind details, and again mezzo Keilland acquits herself well.
The engineering and DSD audio quality are fully up to the industry standard. The music isn’t, quite."
 
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