Das exquisite Label für klassische Musik
Komponist: Ludwig van Beethoven
Interpret(en): Melcher Trio, Franziska Melcher, Tanja Becker-Bender, Thorsten Encke
Aufnahme: 10.-12.04.2006
Qualität: DDD
EAN: 4260052384671
Bestell-Nr.: ARS 38 467
Spieldauer: 70:57
Veröffentlicht: 10.06.2007
Im Schaffen Beethovens spielen Klaviertrios eine wichtige Rolle. Er schrieb zehn Werke in der "klassischen" Besetzung für Klavier, Violine und Violoncello (op. 1, Nr. 1–3, op. 70, Nr. 1–2, op. 97, Es-Dur WoO 38, B-Dur (in einem Satz) WoO 39, Variationen op. 44 und op. 121a), dazu ein Trio B-Dur op. 11 für Klavier, Klarinette (oder Violine) und Violoncello und ein Trio G-Dur WoO 37 für Klavier, Flöte und Fagott, bearbeitete sein Septett Es-Dur op. 20 für Klavier, Klarinette und Violoncello und seine zweite Symphonie D-Dur op. 36 für Klaviertrio und komponierte sogar ein Konzert für Klavier, Violine, Violoncello und Orchester C-Dur op. 56, das sog. "Tripelkonzert". Es ist sicher auch kein Zufall, dass er die "offizielle" Reihe seiner gedruckten Werke 1795 mit den drei Klaviertrios op. 1 (Es-Dur, G-Dur, c-moll) eröffnete, im Alter von bereits 24 Jahren. Sie sind dem Fürsten Karl Lichnowsky (1756–1814) gewidmet, seinem wichtigen Gönner der Wiener Anfangsjahre; erst mit seinem op. 2, den ersten drei Klaviersonaten, bedachte er seinen Lehrer Joseph Haydn.
Schon in diesen ersten drei Trios hat Beethoven die von Mozart begonnene Emanzipation des Violoncellos von der reinen Bassfunktion konsequent weiterentwickelt, so dass in allen seinen Klaviertrios ein ausgewogenes Verhältnis der drei klanglich so schwer zu vereinenden Instrumente herrscht, ohne dass das Klavier, "sein Instrument", die ihm immer noch zukommende führende Rolle aufgeben muss. Die Trios op. 1 sind für die Gattung auch insofern untypisch und neu, als sie vier statt der üblichen drei Sätze aufweisen. Mit dieser formalen Ausweitung der Werkgesamtheiten korrespondiert die Tendenz Beethovens, auch die einzelnen Sätze der Trios zu "symphonischer Breite" auszudehnen.
Der Mozartsche Geist ist es wohl auch, der sein erstes Werk dieser Gattung, das Trio für Klavier, Violine und Violoncello Es-Dur op. 1, Nr. 1, durchströmt. Mit staunenswerter formaler Meisterschaft und Erfindungsreichtum gelangt er bereits in diesem Erstling, dessen Wurzeln in die Zeit noch vor 1793 verweisen, zur Ausformung einer eigenen Musik, zwar auf der Grundlage eines ihm gegebenen Ideals, aber ohne zu imitieren. Oberflächlich betrachtet mag diese Musik wie die seiner Vorgänger klingen, doch sobald man zuhört, vernimmt man die neue Stimme. Der erste Satz bietet einen beinahe schulbuchmäßigen Themenkontrast und damit die Basis für eine weit gespannte Ausdrucksvielfalt. Der zweite, langsame Satz zeichnet mit seinen weit ausgeschwungenen, zart begleiteten Melodielinien ein inniges Stimmungsbild, dass insbesondere von den Cantabile-Eigenschaften der Streicherparts geprägt ist. Den dritten Satz hat Beethoven zwar in der autographen Violinstimme der Tradition folgend noch mit "Menuetto" überschrieben, aus der Musik spricht jedoch bereits eines jener Scherzi, die der Komponist als neues, launig-dramatisches Element nicht nur dieser Gattung hinzugewann. Das Presto-Finale, übermütig stürmend und von virtuoser Spielfreude erfüllt, verbirgt unter launiger und unbeschwerter Eskapade ein erstaunliches Maß an kompositorischer Raffinesse.
Das im Frühjahr 1811, ein halbes Jahr vor der 7. Symphonie, entstandene, aber wohl schon früher begonnene Klaviertrio B-Dur erschien erst 1816 als op. 97 in Wien. Es ist das vorletzte, längste und musikalisch gewichtigste von Beethovens Klaviertrios und zieht mit seinem beinahe "symphonischen" Maß und Anspruch sozusagen die Summe seiner Erfahrungen auf diesem Gebiet. Schon im frühen 19. Jahrhundert galt es als unübertroffenes Meisterwerk der Gattung. Seinen Beinamen "Erzherzog-Trio" verdankt es der Widmung an Beethovens Schüler und Mäzen Erzherzog Rudolph von Österreich (1788-1831).
Claus-Dieter Hanauer
Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Klaviertrio Es-Dur op. 1 Nr. 1
1 Allegro
2 Adagio cantabile
3 Scherzo. Allegro assai
4 Finale. Presto
Klaviertrio B-Dur op. 97 Erzherzogtrio
5 Allegro moderato
6 Scherzo. Allegro
7 Andante cantabile
8 Allegro moderato
Melcher Trio:
Franziska Melcher, Klavier
Tanja Becker-Bender, Violine
Thorsten Encke, Violoncello