Franz Schubert (1797 – 1828)
Winterreise op. 89, D 911
Gedichte von Wilhelm Müller
Erste Abteilung / First Part
1. Gute Nacht
2. Die Wetterfahne
3. Gefrorene Tränen
4. Erstarrung
5. Der Lindenbaum
6. Wasserflut
7. Auf dem Flusse
8. Rückblick
9. Irrlicht
10. Rast
11. Frühlingstraum
12. Einsamkeit
Zweite Abteilung / Second Part
13. Die Post
14. Der greise Kopf
15. Die Krähe
16. Letzte Hoffnung
17. Im Dorfe
18. Der stürmische Morgen
19. Täuschung
20. Der Wegweiser
21. Das Wirtshaus
22. Mut
23. Die Nebensonnen
24. Der Leiermann
Dominik Wörner, Bassbariton
Christoph Hammer, Hammerflügel
Eingespielt an einem historischen Hammerflügel von Conrad Graf, Wien 1827-28
Klassik.com
Interpretation:

Klangqualität:

Repertoirewert:
Booklet:
Tobias Pfleger von klassik.com schrieb am 27.11.2007 über diese Cd:
"
Kunst des Zurücknehmens
Was für ein Clavierklang! Welche Farben, welche Abstufungen! – Die Eindrücke der neuesten Produktion aus dem Hause Ars Produktion Schumacher, eine Aufnahme von Franz Schuberts ‘Winterreise’, möchte ich am besten mit Ausrufesätzen hinausposaunen, in der Hoffnung, dass diese Einspielung eines so kleinen, aber feinen Labels eine große Käuferschaft findet. Denn dass hier Großartiges zu vernehmen ist, steht außer Zweifel.[...].
Nun gibt es in den letzten Jahren bereits mehrere Annäherungen an den Liederzyklus der Romantik von Sängern aus den Gefilden Alter Musik. Doch anders im Bereich der Orchestermusik, in dem Vertreter der historisch informierten Aufführungspraxis Grundsätze, die sie im Umgang mit der Musik des 18. Jahrhunderts erarbeitet hatten, auf die Musik der Romantik übertrugen und diese gleichsam ‘klassizistisch’ zähmten, steht solches im vokalen Bereich kaum zu befürchten. Zweifellos fanden etwa Hans-Jörg Mammel oder Jan Kobow, beide vor allem im Bereich der Alten Musik zu Ehre gekommen, einen ganz eigenen Zugang zur ‘Winterreise’; dieser aber zeigte sich vor allem in einer Herangehensweise, die Natürlichkeit und Unmittelbarkeit geprägt war. Hier wurde ein Schubert offen gelegt, der nicht durch eine etwa an Hugo Wolfs Liedern geschulte interpretatorische Übernuancierung verklebt wurde. Ähnliches lässt sich von der vorliegenden Aufnahme sagen, einer ‘Winterreise’ mit dem Bassbariton Dominik Wörner und dem Pianisten Christoph Hammer am Hammerklavier. Man mag möglicherweise beim ersten Hören etwas verstört sein, ehe sich Tagfähigkeit und Qualität dieser stringenten Deutung umso mehr offenbaren. Denn Dominik Wörner scheint vor allem an einer deutlichen Mitteilung und Darstellung des Textes bemüht. Wenn er in der ersten Zeile ‘Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh’ ich wieder aus’ jedes einzelne Wort auf Kosten einer weich geformten Abwärtslinie mit hoher Prägnanz modelliert oder etwa die Tonwiederholungen bei ‘…der Weg gehüllt in Schnee’ deutlich voneinander absetzt, mag sich zuerst einmal leichte Befremdung einstellen – vor allem wenn man etwa die überweiche Legato-Deutung Matthias Goernes im Ohr hat. Wörner setzt dazu einen Kontrapunkt: Ihm kommt es auf eine glasklar artikulierte Präsentation der Müllerschen Gedichte an. In Dominik Wörners Interpretation scheint genau das umgesetzt, was der Münchner Musikwissenschaftler Georgiades seinerzeit über Schuberts ‘Winterreise’ geschrieben hatte, dass es in diesem Zyklus vielmehr aufs Sprechen als aufs Singen ankäme, dass aber das Sprechen gleichsam singend stattfinden solle, ansonsten Müllers Poetik einen pathetischen Zug bekäme, der dem Duktus und Inhalt der lyrischen Vorlage nicht anstünde. Genau dies macht Wörner. Er meißelt die Worte ganz klar, aber eben mit einem Miniaturgriffel, also mit sorgsamer und subtiler Modellierung der Details..
Geniale Verbindung mit dem Hammerflügel.
In dem Maße, in dem vokale Legato-Kultur hier zugunsten von Textausdruck zurücktritt, werden in ihrer Deutbarkeit offene Textabschnitte von Dominik Wörner klar und unverhohlen in eine Richtung gelenkt. So erreicht es Wörner mit Stimmtimbre und harter Artikulation, den Textabschluss vor dem Übergang in den Dur-Teil, ‘…fein Liebchen, gute Nacht!’ voller Hohn und ätzender Schärfe zu präsentieren. Auch dies macht die künstlerische Größe von Wörners Deutung aus: Dass er den Zeilen Wilhelm Müllers durch Stimmfärbung und weitere interpretatorische Strategien eine für ihn klar ‘formulierte’ Deutung zukommen lässt..
Großen Anteil an dieser ganz neue Perspektiven öffnenden Einspielung hat der Pianist Christoph Hammer, der seinen Conrad-Graf-Hammerflügel mit viel Feingefühl bedient. Dieses wunderbare Instrument ermöglicht es nicht nur, ganz klar konturierte Basslinien ohne zu viel Schwere hervorzubringen (etwa in ‘Auf dem Flusse’); das Beeindruckende ist vor allem die extreme Farbigkeit des Flügels, besonders das Maß klanglicher Dämpfung, das ein wirkliches Pianissimo bei gleichzeitiger Prägnanz des Klanges ermöglicht. Der Moderatorzug (‘Piano-Register’) erzeugt einen fast harfenähnlichen, silbrigen Klang, der etwa dem Dur-Umbruch in ‘Gute Nacht’ eine eindringliche Klangwirkung verleiht; noch wirkungsvoller freilich darf der Graf-Flügel im ‘Lindenbaum’ schimmern, ein unvergleichlicher Klang, dem sich Dominik Wörner mit seinem Stimmtimbre anpasst, um daraus eine klangliche Verschmelzung hervorgehen zu lassen, die mit einem heutigen Flügel kaum je erreicht wird.
Mit dieser wundervollen, klangtechnisch hervorragend geratenen Aufnahme bekommt der Käufer eine außergewöhnliche Aufnahme der ‘Winterreise’. Die Transposition nach unten wurde hier – entgegen der gängigen Praxis – für alle Lieder um das gleiche Intervall vorgenommen, so dass also im ‘Lindenbaum’ oder ‘Irrlicht’ recht tiefe Lagen erreicht werden müssen. Dominik Wörner gelingt das mit seinem warmen, eher dunklen Bassbariton bestens. [...]"
Opernwelt 7/2008
Gerhard Persché schrieb in Opernwelt Folgendes über diese Cd:
"Unzweifelhaft ist, dass Schubert in Wilhelm Müllers Gedichten nicht bloß die Folie für berührende Musik suchte, sondern die (auch politisch gemeinten) Texte wie mit Rotstift unterstreichen wollte. Eben dies betont Dominik Wörner in seiner eigenwilligen, zunächst einmal gewöhnungsbedürftigen Interpretation bei Ars Produktion Schumacher. Er deklamiert hart, artikuliert mit großer Prägnanz, meißelt die Worte ganz bewusst auf Kosten der Legato-Linie heraus. Als Bassbariton transponiert er die Lieder natürlich nach unten - aber nicht beliebig und bequem, sondern konsequent um eine Terz. [...]"
die Kirche, 02.03.2007
Katrin Pischetsrieder schrieb in Die Kirche Folgendes über diese Cd:
"Gründlich und bedacht
Schubert, Winterreise. In die Sechzehnteltriolen des Klaviers stiehlt sich eine Stimme hinein, verwebt sich mit der Begleitung - und es erwischt einen. Mit edler Phrasierung schwingt die Stimme Dominik Wörners aus, braust wieder auf, verweht, tost, brodelt unterschwellig und verebbt - wie eine Naturgewalt. Alles aus der Hand legen, alles liegen lassen, lauschen.
[...] Wie viel Sorgfalt, Überlegung und Fachkompetenz Dominik Wörner und sein kongenialer Begleiter, Pianist Christoph Hammer, in das Projekt gesteckt haben, vermittelt auch das Booklet. Und das kann vielleicht exemplarisch für seine Herangehensweise gelten: gründlich und mit Bedacht."
Neue Zürcher Zeitung (NZZ) / Phono-Spektrum
Thomas Baltensweiler schrieb in der Neuen Zürcher Zeitung/ Phono-Spektrum am 07.11. 2008 Folgendes über diese Cd:
"Deutungsvielfalt - Neue Aufnahmen von Schubert-Liedern
Liedaufnahmen sind Nischenprodukte besonderer Art [...] - das Angebot an herausragenden Einspielungen etwa von Liedern Franz Schuberts ist mittlerweile Legion. So muss jeder Sänger, der eine "Winterreise" oder einen "Schwanengesang" vorlegt, sich wohl oder übel die Frage nach seiner individuellen vokalen Signatur gefallen lassen [...]
Der Bariton Roman Trekel und der Bassbariton Dominik Wörner haben sich [...] der Herausforderung der "Winterreise" gestellt. Wie Goerne machen auch sie deutlich, dass Reise bei Schubert Seelenreise bedeutet.
Doch ihr Ansatz ist von anderer Art. Bereits mit den ersten paar Takten setzt Trekel die Segel [...] Bei Dominik Wörner geht es forscher zu. Sein Bassbariton hört sich ausgesprochen markig an, und Christoph Hammer am Hammerflügel entscheidet sich für vergleichsweise breiten Ton [...] Der Zugang zu dieser "Winterreise" ist von Nachdrücklichkeit geprägt, was nicht heisst, dass Wörner in deutscher Tradition das Rhetorische überbetonen würde. Kraftvoll wirkt seine Gestaltung, aber nie ungehobelt, denn die Dynamik wird immer wieder reduziert, ohne dass sich der klare Fokus der Stimme verlöre. Dies ist eine männlich-aggressive "Winterreise", die auf der Basis eines imponierenden Materials einen durchaus speziellen Reiz ausübt [...]
Eindrücklich zeigen die vier Compact Discs: Neben den Grossen der Vergangenheit haben in der Schubert-Interpretation auch die Sänger der Gegenwart ein gewichtiges Wort mitzureden."
Noch keine Rezensionen vorhanden.