Natalia van der Mersch – Grieg Sonatas

Die Geigerin Natalia van der Mersch und die Pianistin Natalia Kovalzon spielen in dieser Aufnahme die drei Sonaten für Violine und Klavier von Edvard Grieg bieten. Ihre Spielweise, brillant, dynamisch und zugleich der interpretativen Tradition verpflichtet, führt dazu, die Eigenheiten und Stärken dieser drei Sonaten neu zu entdecken, die sich in ihrer Sprache und in ihrer Aussagekraft sehr voneinander unterscheiden – mit Momenten lyrischer Abschweifung, aber auch mit Höhepunkten virtuoser Gestaltung, insbesondere in der dritten Sonate, einem charakteristischen Werk aus der vollen Reifezeit des Komponisten.

Grieg schreibt: „Die drei Sonaten gehören zu meinen besten Kompositionen und repräsentieren verschiedene Perioden meiner musikalischen Entwicklung: die erste ist naiv und ideenreich; die zweite ist von nationalem Schwung inspiriert; die dritte ist die mit dem weitesten Horizont.“


Romain Nosbaum – For Piano … or not?

Das Bearbeiten eigener oder fremder Werke ist eine seit der Barockzeit eingeführte Verfahrensweise, um Werke einem breiteren Aufführungsspektrum zugänglich zu machen. Dabei war den Komponisten jener Epoche bei solchen Transkriptionen eine wertende Differenzierung zwischen Originalwerken und Bearbeitungen fremd. Sie gingen noch von der Einheit geistlicher und weltlicher Musik aus und von höherbestimmten, den Komponisten vorgegebenen Affekten. Dies führte in vielfacher Weise zur Wiederverwendung und Wiederverwertung bereits vorhandener Werke im sogenannten „Parodieverfahren“, wobei diese inspirierte Bearbeitung nahtlos an neues Schaffen anknüpfte, etwa durch das Transponieren in andere Tonarten, durch Besetzungsänderungen und vieles mehr.

Romain Nosbaum spielt Klavierbearbeitungen von

Franz Liszt – Johann Sebastian Bach – Präludium und Fuge a-Moll BWV 543
Johann Sebastian Bach – Alessandro Marcello – Konzert für Oboe und Orchester d-Moll S.Z799
Karen Kornienko – Pjotr Iljitsch Tschaikowski – Intermezzo, Nr. 4 aus der Konzertsuite Schwanensee
Leonard Borwick – Claude Debussy – Prélude à l’après-midi d’un faune
Earl Wild – George Gershwin – aus: 7 Etüden nach Liedern von George Gershwin, Nr. 3 und 4
Kyoko Yamamoto – Astor Piazzolla – Histoire du Tango


Narek Hakhnazaryan – Chant du ménestrel

Den mittelalterlichen Minnesang verbindet man nicht zwangsläufig mit dem Violoncello. Troubadoure wie Chrétien de Troyes oder Minnesänger der mittelhochdeutschen Lyrik wie Walther von der Vogelweide oder Wolfram von Eschenbach wurden in ihrer Liebesgesangslyrik zwar von den verschiedensten Rhythmus-, Streich- und Blas-Instrumenten begleitet, doch als die frühen Formen des Cellos um 1535 in Norditalien entstanden, war der „originale“ Minnesang bereits Geschichte. Doch die nicht selten melancholische, ja traurige Grundstimmung des Minnesangs verlangt geradezu nach einem Instrument, das Melodien mit zu Herzen gehender Intensität zum Klingen zu bringen vermag.

Manche musikalischen Linien wirken wie Erinnerungen – leise, zurückgenommen, fast wie ein fernes Echo. Chant du ménestrel lebt von dieser stillen Ausdruckskraft. Das Violoncello übernimmt die Rolle eines Erzählers: Der Ton entsteht nicht durch Worte, sondern durch den Bogen – ruhig, gesanglich, klar.

Narek Hakhnazaryan hat für dieses Album Werke ausgewählt, die das Charakteristische des Cellospiels zeigen: seine klangliche Wärme, emotionale Tiefe und Vielseitigkeit. Im Zusammenspiel von Originalwerken und Bearbeitungen entsteht ein Programm, das das Violoncello als verbindende Stimme begreift – inspiriert von der Figur des mittelalterlichen Ménestrel.


Marcel Mok – Bach, Goldberg Variationen

Mit der Aufnahme der Goldberg Variationen geht für mich ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Einen ganz besonders schönen Zugang zu Bachs Musik bekam ich in meiner Jugend in den kostbaren Stunden mit meinem Lehrer Bruno Canino in Mailand, in denen er mich jedes Mal ein neues Bachstück spielen ließ und mir anhand dessen die großartige Vielfalt, die strukturelle Klarheit und Raffinesse, sowie auch die emotionale Tiefe in Bachs Musik immer näherbrachte. In dieser Zeit erhielt ich auch erstmals die Noten der Goldberg Variationen und begann mit großer Neugier in sie hinein zu schnuppern ohne jemals einen größeren Abschnitt zusammenhängend zu spielen. Seither gab es wohl kaum ein Stück zu dem ich so oft immer wieder zurückgekehrt bin und das mich über alle Abschnitte meiner Ausbildung hinweg begleitet hat. Marcel Mok


Junge Geigerinnen, Vogtland Philharmonie – The lost Vieuxtemps

Zigeunerweisen, nicht von Sarasate, sondern 16 Jahre vor Sarasate von Henri Vieuxtemps geschrieben, mit diesem Werk eröffnet die CD, die Ihnen in 11 Weltersteinspielungen einen Komponisten näherbringt, der zu Lebezeiten sehr berühmt war und heute in der Fachwelt unterschiedlich beurteilt wird – vielleicht so unterschiedlich wie die Worte „konservativ“ und „Neuerer“, die sich ja auch zu widersprechen scheinen.

Es musizieren junge Geigerinnen gemeinsam mit der Vogtland Philharmonie unter der Leitung von Simon Edelmann.


Marie-Luise Bodendorff – Niels Wilhelm Gade

Zwölf Jahre in Skandinavien – vor allem in Dänemark – haben bei Marie Luise Bodendorff tiefe Spuren hinterlassen. Die Menschen, die Kultur, die Sprache, die Landschaft – und ganz besonders die Musik sind ihr in dieser Zeit ans Herz gewachsen. Dabei hat sie den dänischen Komponisten Niels Wilhelm Gade für sich entdeckt, dessen Werke sie seither begleiten und begeistern.

Gade war eine Schlüsselfigur der dänischen Romantik – ein Zeitgenosse Mendelssohns und Schumanns, mit denen er auch persönlich in Kontakt stand. Seine Musik verbindet den romantischen Geist mit nordischer Melancholie und einer besonderen Leichtigkeit im Ausdruck.

Für dieses Programm hat Marie Luise Bodendorff eine sehr persönliche Auswahl seiner Klavierwerke getroffen. Bis auf die große, virtuose Klaviersonate op. 28 sind diese Stücke meist eher schlicht gehalten – kleine musikalische Erzählungen für den Hausgebrauch, voller Charme, Poesie und feiner Zwischentöne. Genau darin liegt ihr Reiz: Sie zeigen Gade von seiner intimen Seite, als feinsinnigen Erzähler in Tönen.

Mit diesem Programm lädt Marie Luise Bodendorff dazu ein, sich auf eine Reise in Gades musikalische Welt einzulassen – still, nordisch, romantisch, und überraschend vielfältig.


Gabiz Reichert – Rupert‘ Tear

Das Programm dieser CD präsentiert sich als eine Einheit in drei Teilen: drei Bilder, die unterschiedliche Facetten des Prinzips der Rückkehr vermitteln. Darüber hinaus sind sie alle von Dokumenten inspiriert, die, wie bereits beschrieben, außerhalb des Bereichs konventioneller Interpretation liegen. Im Folgenden werden ausgewählte Aspekte behandelt.

ERSTE BILDTAFEL: BACH/BRAHMS, CHACONNE FÜR DIE LINKE HAND ALLEIN
MITTLERE BILDTAFEL: DAS SCHUMANN/BECKER-PROJEKT
DRITTE BILDTAFEL: DIE RACHMANINOW-COLLAGE

RUPERTS TRÄNEN: Sie haben viele Namen: Prinz-Rupert-Tropfen, Holländische Tränen, Bologneser Glastränen oder Batavische Tropfen. Es handelt sich um Tropfen aus heißem Glas, die in Wasser oder Öl schnell abgekühlt werden. Während der Tropfen durch Hammerschläge oder hydraulische Pressen nahezu unzerstörbar ist, zerplatzt die gesamte Träne in feine Partikel, sobald der dünne, zerbrechliche Schwanz abbricht. Dieses Phänomen kann nur als Ganzes gewürdigt werden: Es ist robust und zerbrechlich zugleich und verbindet Widerstandsfähigkeit mit Verletzlichkeit.

Gabiz Reichert (1994) ist ein Schweizer klassischer Pianist, der sich in seinen – meist von ihm selbst moderierten – Konzerten durch originelle Konzertprogramme und seinen kreativen Interpretationsstil auszeichnet. Als Preisträger nationaler und internationaler Wettbewerbe (darunter Preise und lobende Erwähnungen z. B. von Bärenreiter, SUISA und dem Internationalen Musikwettbewerb Wien) spielte er auf Bühnen in der Schweiz, Österreich, Deutschland, Finnland, Spanien und Japan.